Mit der linken Hand winkt er mir auffällig zu, während er sich leicht ducken muss, um mich durch die Frontscheibe seines Auto erkennen zu können.
Ich habe meine flache Hand und fahre los, obwohl hier laut STVO rechts vor links gilt.
Kopfschüttelnd steht sie mit den Händen in ihren Hüften mitten im Gang des Supermarktes und ist kurz davor zu explodieren. Ihre Gesichtsfarbe wechselt von einem gelassenen weiß auf ein aufgeregte rot, welches ich trotz Maske wahrnehmen kann.
Keine zwei Sekunden später stellt sie sich meinen Kindern in den Weg und brüllt los „EYYYYYH!“
Der Raum vibriert, „Hört sofort auf hier rum zu rennen!!!“
Eine Sekunde später nimmt sie mich wahr. Meine Augen erzählen von der Löwenmutter in meiner Brust und wie bereit ich bin, für meine Kinder in den verbalen Kampf zu gehen.
Sie tönt:“ Ja? Es wäre wirklich gut, wenn ihr langsamer macht. Bitte!“
Das kleine Mädchen brüllt aus voller Seele nach dem Schokoei am Kassenband und windet ihren kleinen ca. zweijährigen Körper ohne Rücksicht auf Verluste auf dem Boden entlang.
Verzweifelt, aber dennoch ruhig, versucht die junge Mutter einen Zugang zu ihrer Tochter zu bekommen und wird dabei ganz rot vor Stress im Gesicht.
Ich stehe direkt hinter der kleinen Familie und möchte meinen Einkauf aufs Band legen, als sie mich eine Millisekunde lang aufgelöst ansieht und mit gestresstem Blick eine nonverbale Entschuldigung für das Verhalten ihres Kindes ausspricht.
Ich lächle sanft und in mir ruhend. Sie versteht und flüstert ihrem kleinen Mädchen liebevoll ins Ohr.
Hast du jemals über unsere nonverbalen menschlichen Signale nachgedacht?
Alle drei Situationen haben eine Gemeinsamkeit: Sie drücken aus, ohne auch nur ein einziges Wort zu benutzen!
Denn was wir sagen, entspricht noch lange nicht dem was wir meinen oder was andere an uns wahrnehmen.
Die Energien fließen, auch, wenn wir mit größter Anstrengung versuchen unser Gegenüber zu täuschen.
Sicher, es mag feinfühligere Menschen geben und solche, die feine Nuancen weniger wahrnehmen, aber im Kern, in der Essenz unseres Seins sind wir alle sensibel.
Das kleine Baby meiner Freundin beeindruckt mich jedes Mal aufs Neue. Sie schaut mir tief in die Augen, analysiert gefühlt jedes Fältchen, jedes Zucken, jede (Un)stimmigkeit und entscheidet dann, ob sie lächelt.
Mit ihren vier Monaten verfügt sie über die Fähigkeit zu Erkennen. Nichts kann sie täuschen.
Wenn sie auf meinem Arm ist und ich ihr leise eine Melodie singe, spiegelt sie mich postwendend. Kann sie ihre Unruhe in Entspannung transformieren, hängt maßgeblich von meiner Körpersprache ab.
Beobachte mal ein Baby und wie pur es in seinem Ausdruck ist. Das ist so faszinierend!
Und dann sind da noch wir Erwachsenen. Mal geht’s uns richtig gut, mal ist alles zum heulen, mal richtig beschissen. Doch was tun wir? Setzen ein künstliches Lächeln auf und überreden gleichzeitig unser Herz, sein higher self wiederzufinden.
Wir schauspielern, stellen uns am liebsten richtig gut dar.
Wir glauben Trauer, Enttäuschung, Wut, Frust und Trägheit gehören nicht dazu.
Bullshit! Wieso haben wir all diese Gefühle geschenkt bekommen, wenn sie kein Teil von uns sein sollen? Ergibt das wirklich Sinn?
Am Ende des Tages können wir uns sicher sein, dass es immer Menschen geben wird, die unsere Augen deuten und die nonverbale Sprache lesen können.
Und eins steht fest: Der Blick in den Spiegel, in die Tiefe deiner Augen,