Der mir bekannte Ton erklingt: BING!
Und ich zucke zusammen, ja, erschrecke mich beinah über die Buchung.
Eines der größsten Charakteristika meiner Person, die Ungeduld, pusht mich Richtung Laptop und ich sehe es schwarz auf weiß: Die Email von Calendly, meinem Buchungssystem mit dem Betreff Du hast eine neue Buchung!
Neugierig klicke ich mich durch die Zeilen und merke sobald wie mir heiß und kalt zugleich wird. Wow, was für ein Vertrauen Barbara (Name geändert) mir entgegen bringt! Fünf Einzelsitzungen zum Thema Gewalt.
Neben der Freude macht sich sobald dieses beschissene Gefühl der Unsicherheit breit. Ich spüre Druck in mir und die Erwartung meiner Klientin, all ihren Schmerz am besten in Luft auflösen zu können.
Ok, bleib ruhig Katharina, denke ich, während mein Herz zu rasen beginnt.
Gedanken schießen wie Bogenpfeile durch meinen Kopf und konditionierte Glaubenssätze zersprengen das Glück innerhalb weniger Sekunden.
Bin ich noch ganz dicht, dass ich meine Unterstützung anbiete?
Ich hab ja nicht mal Psychologie studiert. Wer bin ich, anderen Frauen rein durch meine eigene Erfahrung helfen zu wollen?
Ich hätte vielleicht besser mal üben sollen, bevor ich mich online präsentierte!
Scheiße, wie komm ich aus dieser Nummer raus?
Was ist, wenn ich ihr gar nicht helfen kann?
Ich bin noch nicht soweit!
Und sie bezahlt mir dafür auch noch Geld. Das bin ich doch gar nicht wert!

Drei Tage später…
Auf dem schwarzen Bildschirm meines Laptops blitzt das Zeichen von Zoom auf und der Meetingsraum öffnet sich.
Nachdem ich meine Kamera noch schnell von Feinstaub befreit habe, werfe ich einen Blick auf mein Selbstbild im Computer und stelle fest, dass meine Haare kreuz und quer „ durch die Luft fliegen“.
Schnell gerichtet und nebenbei gefühlt 1000x auf die Uhr geschaut bete ich zum Himmel, dass Barbara den Termin vielleicht doch vergessen hat. Ich überweise ihr dann einfach das Geld zurück und gut is.
Doch dann das Geräusch der Aufregung: PING! Barbara hat den Warteraum betreten!
Langsam und mit einem tiefen Atemzug gleitet mein Zeigefinger das Mauspad entlang und klickt schließlich auf Einlassen.
Ich setze zeitgleich mein schönstes Lächeln auf, richte meinen Blick in die Kamera und nehme mein tanzendes Herz stark wahr.
Und da ist sie: Meine erste Klientin. Ganz anders als ich dachte, schauen ihre lockigen Haare kreuz und quer in alle Richtungen und die rote Brille auf ihrer Nase gibt ihr einen unerwartet sanften touch als sie mich vorsichtig durch ihre Kamera anlächelt und ein leises Hallo herausbringt.
Barbara ist geschätzt Ende 30 und ihre Augen erzählen die Geschichte einer geschundenen Frau, die all ihre Hoffnung in unsere Sitzungen legt.
Mein Herz pocht laut in meiner Brust, als ich sie begrüße und frage, wie es ihr heute geht.
Die Aufregung ist kaum auszuhalten.
Doch dann beginnt sich das Band zwischen uns zu spinnen. Langsam baut sich die energetische Verbindung auf und ich komme in den natürlichen flow, der mir meine Arbeit so unfassbar erleichtert.
Wir reden, ich höre zu, bin da, halte ihr den Raum für Möglichkeiten, wir schweigen gemeinsam und sie lässt Tränen ihre Wangen herunterrollen. Ihr Vertrauen in meine Person erfüllt mich mit Demut und während wir uns ziemlich schnell näher kommen, flüstert mir mein Herz leise zu: Du tust das Richtige. Du bist am richtigen Ort!
Die 60 Minuten mit Barbara sind schnell vorbei und ich lasse mich anschließend mit meinem beinah kalt gewordenen Tee auf das Sofa fallen und lehne meinen Kopf an das senfgelbe Kissen, während ich lächle, ohne dass ich es unterdrücken kann oder möchte.
Diese Frau heute, sie war so ehrlich mit ihrer Vergangenheit, so mutig, sich zu zeigen, obwohl wir uns vorher noch nie persönlich getroffen haben.
Was uns verband war meine Präsenz im Internet und dass meine Geschichte über Gewalt offen und ehrlich zu finden ist.
Das was sie und in Zukunft viele weitere Frauen an mir anzieht ist weder ein Studium in Psychologie, dass ich Heilpraktikerin bin oder sonst wie psychologisch zertifiziert.
Warum die Frauen Unterstützung und offene Ohren bei mir suchen ist meine Authentizität.

Es ist mein eigener Leidensweg und der Umgang damit. Es ist die Sichtbarkeit meinerseits zu zeigen, wie man aus diesem Scheiß wieder rauskommt. Und es ist vor allem eins: Meine Empathie und mein großes Herz. Dass ich mich wirklich einfühlen kann, weil ich es selbst erleben musste (Das vermute ich nicht, sondern das ist das feedback der Frauen, die sich mir anvertrauten!).
Meine anfänglichen Sorgen um Unfähigkeit, Unzulänglichkeiten und Fehlern erwiesen sich als Nonsens und gehörten einfach zu meinem Weg ins Online Business dazu.
Mit jeder neuen Klientin wurde ich selbstsicherer und erfahrener.
Und sogar heute noch, nachdem ich mich nicht mehr aktiv im Netz zu diesem Thema äußere, erhalte ich, ja, es ist beinah verrückt, Anfragen von Menschen, die in mir eine Wegbegleiterin sehen.
Nach über fünf Jahren Online Business in verschiedenen Bereichen lege ich meine Hand dafür ins Feuer, dass auch du den Weg schaffst, wenn du dich traust zu beginnen.
Dann wirst du rennen, stolpern, Hürden überwinden, lachen, weinen vor Freude und vor Enttäuschung, an dir selbst zweifeln, stolz auf dich sein und vor allem eins: Dich in rasender Geschwindigkeit entfalten und ein Leben aufbauen, welches dir im Detail entspricht!
Ich wünsche es dir- von Herzen!