Liebe Menschen in der Ferne,
wir möchten heute einen kleinen Reisebericht senden. Viele von euch haben danach gefragt und wir teilen gerne mit euch was wir erleben.
Anfang November sind wir in Leipzig gestartet. Einiges an Aufregung kam zu uns als wir den Letzten Auf Wiedersehen sagten. Mit einem Mal wurde es so real, dass wir wirklich losfahren. Bis dato hatten wir kaum Zeit um uns mental auf die Reise vorzubereiten. Die Wochen davor waren mehr als anstrengend. Erledigungen mussten gemacht werden, am Womo wurde gefühlt Tag und Nacht geschraubt, gesägt, geklebt und repariert, die Wohnung sollte leer sein und alles „Unnötige“ verkauft. Und dann waren da ja auch noch drei Kinder, die uns brauchten und allzu oft warten mussten weil wir vor lauter Zeitdruck tausend Dinge zu erledigen hatten. Die Wohnungsübergabe gelang problemlos, die restlichen Sachen wurden kurzerhand ins Womo geknallt und bei Regen und Kälte fuhren wir los um noch einige Tage bei Peters Eltern zu bleiben, denn in diesem Zustand wollten wir nicht losfahren. Peter bastelte weiter herum und ich hatte endlich mal wieder freie Ohren für die Kinder. Außerdem genossen sie die vorerst letzte Zeit mit ihren Großeltern und ich konnte letzte Wege gehen wie z.B. zur Post.
Nach einem letzten Mittagessen bei meiner Mama kehrten wir Leipzig endgültig den Rücken zu um zu Freunden nach Göttingen zu fahren. Die Jungs freuten sich riesig und konnten es kaum erwarten anzukommen. Das Womo lief zuverlässig mit einer Spitzenleistung von 110 km/h bergab und Johanna fühlte sich offensichtlich so wohl, dass sie die komplette Fahrt durchschlief. Es ruckelt aber auch so angenehm im Führerhaus.
Wir verweilten einige Tage in Göttingen immer mit einem Blick auf die Wettervorhersage denn morgens war bereits Raureif auf den Blättern und es wurde zunehmend kälter. Mitte November sollte unser Abfahrtstag sein. Jarek hatte Geburtstag und würde diesen Tag im Womo verbringen. Ihn schien das weniger zu stören als uns, denn wir hatten Kekse statt Kuchen und auch das traditionelle Lebkuchenhaus fehlte. Geschenke gab es natürlich trotzdem und diese waren eine Punktlandung. Im Morgengrauen ging es los und kaum waren wir auf der Autobahn merkte Peter am Steuer, dass das Womo kaum Zug hatte und mit grade mal 40 km/h den Berg hoch kam. Ein ungutes Gefühl stellte sich ein. Wir beschlossen daraufhin an einer Raststätte anzuhalten und den ADAC um Hilfe zu bitten. Der liebe Mensch kam eine Stunde später und schaute nach. Seine Fehlerdiagnose bezog sich auf den Dieselfilter und da es Sonntag war fanden wir keine Werkstatt die uns weiterhelfen konnte. Es schien, als sei unsere Filternummer eine Rarität, denn die offenen Werkstätten hatten genau diesen nicht vorrätig. Na gut, dann erstmal Wasser auffüllen, im ständig beheizten Womo chillen und warten bis der nächste Tag anbricht. Wir waren also alle noch recht heiter und Endorphingeladen im Auto als auf ein Mal ein kleiner Rinnsal nach vorne geflossen kam, der sich nach und nach zu einem See entpuppte. Scheiße! Der Wassertank hat ein Loch. Also schnell Schlauch anschließen, Wasser ablassen und aufwischen.
Ich bin dann mit den Kindern in die Tanke rein und hab Mittag gegessen, während Peter in der Kälte das Leck repariert hat in der Hoffnung, dass es dann hält. Die Dunkelheit machte sich mittlerer weile breit und nachdem ich einen Tankstellenangestellten nach dem nächsten Stellplatz gefragt hatte, machten wir uns auf den Weg nach Hann. Münden um dort die Nacht zu verbringen.
Es war Montag als wir einen Werkstatttermin bekamen und morgens aufstanden um vorbei zu fahren. Vergnügt und voller Hoffnung, dass sie das Problem finden würden setzten wir uns auf unsere Plätze, schnallten uns an und drehten den Zündschlüssel. Nichts passierte- rein gar nichts! Wir konnten den Schlüssel so oft drehen wie wir wollten, es tat sich nichts. Gut, dann brauchen wir eben nochmal Hilfe vom ADAC. Vermutlich ist die Batterie leer vom ganzen Gezünde.
Der freundliche Mann vom ADAC kam dann auch recht schnell bei uns vorbei und schloss seine Kabel an. Leider ohne Erfolg. Karl-Heinz hatte keinen Bock auf Weiterreise und blieb vehement stehen… Okok. Abschleppen ist angesagt. Gott sei Dank nahm uns die Werkstatt auch einige Stunden nach dem vereinbarten Termin noch auf und reparierte das Batterieproblem sowie den Dieselfilter. Wir verbrachten den Tag im schönen Zentrum der Stadt und blieben gelassen und entspannt. Gefüllt mit Geduld und Zuversicht machten wir einige Erledigungen, setzten uns in ein Cafe´ indem es furchtbar süßes Gebäck gab und surften im kostenfreien WLAN der Stadt, um unsere Mails zu checken. Kurz vor Ladenschluss kamen wir in der Werkstatt an. Ihr Auto fährt leider nicht mehr als 80 und der Dieselfilter dürfte nicht das alleinige Problem gewesen sein. Am besten Sie fahren heute Nacht nach Leipzig und überlegen sich ob Sie weiterhin investieren wollen. Ich meine, mit einem so alten Auto nach Italien zu fahren, das ist eine ganz schön waghalsige Sache.
Ob wir weiter investieren wollen? Selbstverständlich! Dass wir zurück nach Leipzig fahren? Selbstverständlich nicht!
Eine neue Werkstatt musste gefunden werden, da diese eine große Hebebühne brauchte um unser Womo anschauen zu können. Nach dem Telefonat mit dem Werkstattmeister konnten wir uns erstaunlicherweise auch daran gewöhnen, dass wir noch zwei Tage warten mussten bis sie einen Termin für uns hatte. Naja, Hann. Münden ist ja auch sehr schön und allzu kalt ist es grade auch nicht… Ich machs mal kurz: Wir kamen dann irgendwann in der Werkstatt dran, der Tank wurde komplett erneuert, wir schliefen eine Nacht vor dem Werkstattrolltor (er musste bestellt werden per Overnightexpress) und fuhren morgens um acht auf die Hebebühne. Das ging alles problemlos. Wir freuten uns über den neuen Tank, weniger über die Rechnung und waren frohen Mutes um weiterfahren zu können.
Vorher jedoch machte der Meister eine kleine Spritztour um den Motor zu testen. Dieser lief jetzt wieder rund, dafür knallte während der Fahrt ein Vorderfenster im Alkoven heraus, zersprang und es regnete in Strömen hinein. Diese Situation jedoch war mittlererweile so skurril, dass wir darüber fast schon lachen mussten. Die Werkstatt setzte ein Provisorium ein und wir konnten weiterfahren. Unser Ziel war Feuchtwangen.
Wir kamen dort gut an und fanden schnell den Stellplatz. Karl-Heinz hatte wieder ordentlich Zug und wir hatten Spaß daran mit ihm zu fahren. Wie herrlich es ist, sein Zuhause überall mit hinnehmen zu können! Feuchtwangen machte seinem Namen alle Ehre- es regnete und regnete und regnete. Wir beschlossen schnell Richtung Süden weiterzufahren. Mit dem Schnell wurde es dann allerdings nichts. Das Auto sprang nicht an! Kein Zünden, kein zureden, kein Sprit (Peter rannte vier Mal zur Tanke um Diesel zu holen), kein betteln half, damit der Alte seinen Dienst tat. Ich fand das mittlererweile echt zum Schreien und rastete erstmal gepflegt aus, danach liefen die Tränen. So eine Scheiße! Scheiß Auto! Ich will weiterfahren! Mein Vertrauen in unser Gefährt sank auf 0.
Ich weiß nicht wie, aber Peter kriegte das Teil nach zwei Stunden Arbeit tatsächlich zum Laufen. Wir trauten uns allerdings gar nicht den Motor wieder abzustellen als wir die nächste Tankstelle anfuhren. Um endlich das Gefühl von Weiterkommen zu haben, fuhren wir an diesem Tag bis runter zum Brenner. Dort verbrachten wir die Nacht bei Minusgraden oben auf dem Berg im Schnee. Die Heizung ließen wir die ganze Nacht über laufen und am Morgen ging es schnell weiter. Mantova war unser nächstes Ziel- endlich Italien. Der Stellplatz war wunderbar. Es gab ein ganz gepflegtes Hygienehäuschen und wir konnten mal wieder ohne Wasserlimit duschen und die Kinder nach einer Woche von Kopf bis Fuß säubern. Nach wie vor waren wir erstaunt darüber, wie viele Womos um die Jahreszeit noch unterwegs sind, vor allem auch im kalten Deutschland.
Der nächste Tag führte uns mit einem nach wie vor zuverlässigen Auto nach Florenz wo wir eine Nacht mitten in der Stadt auf einem Stellplatz verbrachten. Am darauf folgenden Morgen gingen wir mit einem riesigen Berg Wäsche zu einem Waschsalon und wuschen insgesamt 29kg Wäsche! Wusstet ihr, dass eine fünfköpfige Familie so viel Wäsche produziert in anderthalb Wochen? Wahnsinn. Es war schon fast Abend als wir im Coop ankamen. Das ist ein riesiges Einkaufszentrum. Wir suchten uns dieses aus, damit wir auch auf Reisen unserem Bedürfnis nach Bioessen gerecht werden können. Unsere Intuition führte uns in den richtigen Laden. Hier bekamen wir alles was wir brauchten und konnten die Weiterreise Richtung Livorno angehen. Hier sitze ich jetzt. Der angepeilte Campingplatz hatte gestern Abend schon zu, weshalb wir nun auf einem Parkplatz stehen und hier heute Nacht geschlafen haben. Unser Knackerschreck (Sicherung ähnlich einer Lenkradkralle im Fahrerhaus) gibt uns nachts ein gutes Gefühl. Heute fahren wir dann während der Öffnungszeiten den Campingplatz an, setzen uns an den Strand und genießen, dass wir endlich ein paar Tage fest stehen werden. Wir brauchen das jetzt nach dem Trubel.
Wir empfinden tiefe Dankbarkeit, werden langsam alle wieder gesund, schöpfen wieder Vertrauen in unser Auto und freuen uns über die Entscheidung, die sich wahnsinnig richtig und gut anfühlt. Über unsere Kinder, uns als Paar, über die Sonne, die Temperaturen und das Leben! Wir sind genau am richtigen Ort– in unserem mobilen Zuhause!
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Ich finde es super das ihr trotzdem weiter gemacht habt. Macht spaß zu lesen.
Lieber Daniel, herzlichen Dank für deine Nachricht. Ich freue mich darüber wenn meine Berichte Spaß machen. Alles Liebe von Katharina