„Der hat se doch nicht mehr alle. Was für ein ARSCHLOCH!“ schreie ich.
Zwei Sekunden vorher stritten sich Freude und Dankbarkeit in meinem Kopf um den besten Rang, als ich mitten auf der Autobahn um die 130 km/h fahre, um meine Familie in der Finsternis dieser Nacht sicher nachhause zu bringen.
Der Sonnenaufgang hatte es in sich. Rot, lila, blau, weiß, ja fast schon ein Regenbogen ungewöhnlicher Farben erschlossen den Himmel in einem Meer voller Anziehungskraft für das menschliche Auge.
Einfach der reine Wahnsinn!
Ca. zwei Stunden später ist von diesem Farbenspiel nichts mehr zu sehen und ich merke, dass meine Augenlider immer schwerer werden, als ich denke: Ich sollte bald mit Peter die Rollen tauschen und als Beifahrer ein Nickerchen halten.
Auch die Kinder kämpfen mit der Müdigkeit und hier und da fällt bereits ein Auge zu.
Ich denke viel über die letzten Tage bei meiner Familie im Rheinland nach, als ich von der Mittelspur auf die linke Seite wechsle. Der weiße Transporter vor mir scheint die rechte Fahrbahn gänzlich zu ignorieren und bremst meinen Fahrfluss regelrecht aus.
Keine zwei Minuten später zucke ich plötzlich zusammen, denn ein Licht blitzt auf und ich kontrolliere sofort meinen Tacho auf zu schnelles Fahren.
Fehlalarm!
Doch das Blitzen kommt wieder. Immer schneller, immer näher.
Der schwarze Mercedes hängt mir quasi schon auf dem Kofferraum, als ich ihn Sekunden später bemerke.
Sieht er denn nicht, dass ich nicht rüberfahren kann, selbst wenn ich wollte? Wo ist er mit seinen Gedanken? Meine Güte, brems halt mal und gib mir die Zeit zum rüberfahren, sobald der Verkehr es erlaubt.
Ich werde langsam unruhig. Wut steigt in mir hoch, als ich spüre wie er mich bedrängt und meine Position damit immer festgefahrener wird – im wahrsten Sinne des Wortes.
Ah, endlich eine Lücke! Ich nutze die nächstmögliche Gelegenheit um den blauen Skoda auf die Mittelspur zu lenken und meinem Hintermann freie Fahrt zu gewähren. Wieder einmal spreche ich es laut vor meinen Kindern aus und versuche ihnen damit zu zeigen, dass Aufregen wenig Nutzen hat: Der hat bestimmt eine wehende Frau im Auto….
Doch plötzlich, wie aus dem Nichts, zieht die Limousine nach rechts, schneidet meine vordere linke Seite und … geht voll auf die Eisen!
Im allerletzten Moment kriege ich den Skoda von 130 auf 70 km/h runtergebremst. Mein Herz pocht, meine Beine schlackern und ich beginne laut und deutlich zu fluchen!
Das Arschloch von Autofahrer drückt auf sein Gaspedal und zischt mit lautem Geheul ab, als ich unwillkürlich sekundenlang auf die Hupe drücke und, warum auch immer, im nächsten Moment den Mittelfinger Richtung Frontscheibe ausstrecke. Meine Stimme überschlägt sich und ich präge mir ohne darüber nachzudenken das Nummernschild ein.
Wenige Sekunden nach diesem Vorfall ist das Auto bereits in der Dunkelheit verschwunden und ich denke laut darüber nach die Polizei zu informieren.
Solltest du, unverantwortliches ( denkt euch selbst aus, was hier stehen könnte) diesen Beitrag lesen, so lass dir gesagt sein:
Ich habe die Polizei nicht angerufen, weil ich davon ausging ohne Beweise wie Videomaterial geht eh nichts.
Ich habe meinen Herzkasper mittlerer weile wieder in den Griff bekommen.
Ich habe dem Himmel und all unseren Schutzengeln für ihre Hilfe gedankt.
Ich habe meinen Kindern gezeigt, dass Schimpfwörter manchmal ihre Berechtigung haben.
Ich habe gelernt, wie verantwortungsvolles Autofahren nicht funktioniert.
Und ich bin mir dessen bewusst geworden, wie das eigene Ego Menschenleben zerstören kann!
Dir, der du meine Familie und mich in Gefahr gebracht hast, gehört der Führerschein abgenommen. Außerdem solltest du dir zwangsweise Filme anschauen müssen, in denen Menschen aufgrund so einer Ego – Scheiße sterben.
Du solltest lernen, dass Rasen tödlich sein kann, auch und trotz dessen du eine wehende Frau im Auto gehabt hättest!