Stell dir vor es ist Krieg und niemand geht hin

Unruhe macht sich breit und klebt an meinem Körper wie der festgetretene Kaugummi auf der Asphaltstraße.

Ich spüre, wie meine Atmung beschleunigt und nur selten zur Ruhe kommt. Tatendrang in Folge dessen produziert eine Menge an Energie in Form von Bewegung, die mich schlank bleiben lässt.

Immerhin ist das ein Vorteil…

Ich schaffe es kaum, zur Ruhe zu kommen, obwohl das Fest der Feste zur Entspannung auffordert.

Stattdessen sitze ich mit dem Rücken an die Heizung gelehnt auf dem Boden und tippe.

Schreiben ist mein Ventil wenn Tanzen nichts mehr bringt.

Iwo, Schreiben ist mein Ventil, wenngleich Tanzen eine ganz andere Art des Ausdrucks für mich bereit hält.

Wenn der Körper schwingt und alle Zellen aus dem Winterschlaf gerüttelt werden, nehme ich erstaunt wahr wie fit ich bin.

Ohne Schweiß geht gar nichts und Sport nach Anleitung hat noch nie in mein Leben gepasst.

Manchmal erzählt mir der Verstand komische Dinge wie „Du musst mal gezielt Sport machen um dich gesund zu halten!“ oder „Pass bloß auf, dass du deine Ohren mit lauter Musik nicht kaputter machst als es deinem Gewebe nutzt!“.

Wenn ich eine Sache im Laufe meines kurzen oder langen Lebens, je nach Perspektive, gelernt habe, dann ist es die Gewissheit darüber, dass es keine einfache Formel für das Wohlbefinden des Menschen gibt.

Des Einen System reagiert auf Schüßler Salze, des anderen auf Homöopathie. Das System von Bernd mag besonders gerne Bachblüten und Janinas liebt die Vitalstoffe.

Apropros System, ich mag starre Systeme nicht.

Also Klassische. Das, in dem wir alle stecken.

Ich kann harte Strukturen, menschliche Ideologien oder das Folgen der Wahrheit eines Anderen nicht leiden.

Denn so wie auch mein körperliches System auf physiologischer Basis individuell reagiert, so liebe ich die Individualität auf allen Ebenen.

Manchmal frage ich mich, wer den glorreichen Einfall hatte, Menschen in ein derartiges System pressen zu wollen, wie wir es heute in Deutschland und überall auf der Welt haben!?

Gestern saß ich da und sinnierte, überlegte, was 2023 für mich persönlich dran ist und plötzlich spürte ich so viel Unsicherheit die offenbar gar nicht wirklich zu mir gehört.

Plötzlich war da Angst.

Angst davor, dass wir Menschen nicht die Kurve kriegen und das Leid der Welt sich verbreitet wie die Seuche.

Plötzlich habe ich mich wie auf einer wackeligen Brücke über der höchsten Schlucht der Erde gefühlt, die zu zerbrechen droht.

Da saß ich nun im Kerzenschein, dem Licht der Hoffnung und Zuversicht und fühlte mich ironisch.

Ich kleiner Mensch, auf diesem Sofa mit meinen dunklen Gedanken und zugleich so reich beschenkt durch Weihnachten. Manno meter, was für ein Irrsinn!

Doch dann wurde mir klar, warum meine düsteren Gedanken sich unaufhaltsam ins Bewusstsein schlichen.

Weil die Welt an sich spinnt.

Obwohl es keine Grenze zwischen dir und mir gibt!

Obwohl Ländergrenzen eine menschliche Erfindung sind!

Obwohl es keine Grenze zwischen unser aller Herzen gibt!

Wir berühren, bewegen, bewundern andere und doch sind wir auf unsere Art einzigartig.

Milliarden Menschen auf diesem Planeten die meinen, voreinander getrennt zu sein und es doch nie sind.

Oder warum empfinden wir Mitleid mit Menschen im Netz, die wir nie in echt gesehen haben?

Warum stellen wir uns schützend vor den Opa auf der Straße, wenn die Fußgängerampel bereits rot geworden und er es nicht rechtzeitig rüber geschafft hat?

Warum ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, den Verunfallten aus dem brennenden Wagen zu ziehen, wenngleich wir unser eigenes Leben damit aufs Spiel setzen?

Warum zur Hölle lernen wir Berufe die dazu dienen, Menschen in Not eine seelische Stütze zu sein?

Weil wir eins sind.

Und wenn wir unser Herz fragen würden, so gäbe es niemals eine Trennung zwischen Mann und Frau, schwarz -oder hellhäutigen, an Allah -oder Gott glaubende oder traurigen und glücklichen Menschen!

Ich habe vor einigen Jahren damit begonnen, mich im Öffnen meines Herzens zu üben.

Viele Jahre meines Lebens war der dicke Schutzwall um dieses zarte Organ meine einzige und effektive Überlebensstrategie, andernfalls dachte ich zu sterben.

Doch das Leben hat mich gelehrt und ich habe mir die Lektionen wortwörtlich zu Herzen genommen.

Je weiter ich zuließ, dass es keine Trennung gibt, desto weicher wurde mein Herzpanzer, bis er fast vollständig schmolz wie das vergessene Stück Butter in der Sonne.

Vielleicht glaubst du jetzt, ich wäre naiv, dumm oder zu gutgläubig?

Tja, ich will dir mal was flüstern:

Ein offenes Herz zu haben, bedeutet lange nicht, es jedem Deppen als Zielscheibe für die eigene Misere zur Verfügung zu stellen. Im Gegenteil!

Wenn dein Herz offen ist, so weißt du stets, was du hüten und beschützen solltest.

Du wirst schlimmstenfalls enttäuscht, gepeinigt und niedergemacht wie zuvor, doch dein offenes Herz wird weiter tanzen.

Es wird weder am Leben verbittern, sich noch in der Verkleidung des Schmerzes hart und fest zurückziehen.

Dein Herz wird sich an die Leichtigkeit erinnern, an das Gute und an die Tiefe, die du vielleicht nur mit ausgewählten Menschen jemals erleben wirst.

Ein fest umpanzertes Herz wird dicht machen.

Es wird alles dafür tun, den Schmerz nicht spüren zu müssen und jede unterdrückte Träne krallt sich wie ein Magnet an diesem kraftvollen Ort fest.

So lange, bis der Druck zu groß wird, weil du niemals in der Tiefe zugelassen hast deine Gefühle zu leben!

Zu leben, nicht nur wahrzunehmen, um sie im selben Atemzug zu unterdrücken.

Wut ist scheiße! Wut ist kein gutes Gefühl! Die Wut muss weg!

Ersetze das Wort Wut durch eine andere Emotion, denn so oder so ähnlich könnte der Werbeslogan der meisten Menschen aussehen.

Viele Menschen halten Emotionen gar nicht aus! Sie wissen nicht, konstruktiv damit umzugehen.

Sie hassen es regelrecht wenn Menschen wie ich um die Ecke kommen und sich freuen wie ein kleines Kind.

Sie ertragen es nicht, wenn ich ehrlich sage wo der Schuh drückt.

Sie wollen Menschen wie mich nicht in ihrer Nähe haben, weil sie ihre eigenen Emotionen versuchen zu jonglieren und ihnen der eigens erbaute Kreislauf an konstanten Gemütszuständen, permanent zu kippen droht.

Wie würde eine Welt aussehen, wenn wir endlich aufhörten zu urteilen, zu bewerten und uns dadurch ständig über andere stellen würden?

Eine Welt in Frieden, halten wir das überhaupt aus, wenn Sprüche wie „Das Leben ist kein Ponyhof!“ unsere Lebenszeit bestimmen?

Wo sind sie hin, die Friedensreiter? Wo versteckt ihr euch, ihr lichtvollen Seelen, die inkarnierten um die Erde zu erleuchten?

Ich bin davon überzeugt, dass wir alle das Licht in uns tragen wenn wir auf die Erde kommen!

Kein Arschloch der Welt kam, um zu zerstören!

Kein Arschloch der Welt war als Baby bereits ein Fiesling, ein Mörder, ein Vernichter!

Ja, es gibt verschiedenste Anlagen in uns, doch am Ende entscheidet die Gesellschaft und das, momentan unfassbar niedrige, Bewusstsein darüber, ob Licht oder Schatten die Welt beherrschen.

Denn: Wie sollen unsere Kinder ihr wahres Licht erhalten, wenn sie in einer Welt festgezurrter Ideologien, verwundeter und harter Herzen und dem festen Glauben darüber, wie schlecht Gefühle seien, aufwachsen und sozialisiert werden?

Verdammt noch, wir alle sind hier. Wir alle hängen mit drin. Wir alle strugglen, versuchen unseren Kopf über Wasser zu halten und nicht im See des trüben Weltenwassers unterzugehen.

Doch ich bin davon überzeugt, dass, je mehr Menschen anderen das Schwimmen beibringen würden, statt nur auf sich zu schauen, je weniger würden in einer Welt krepieren, die wieder und wieder einem Irrenhaus, denn einem Paradies gleicht!

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Mein rechter Zeigefinger scrollt bei Instagram hoch und runter. Ich tippe auf diverse Storys von Menschen, die ich, warum auch immer, manchmal interessanter finde als mich selbst. Ich sehe hochglanzpolierte Videos und solche, die mich eher an meinen Lebensstil erinnern. Mütter, die den Haushalt in ihrem 300qm großen Haus schmeißen, Unternehmerinnen, die ihren millionenschweren Kontostand in die Kamera halten und Menschen wie mich: Mamas, die mit ihren Familien auf reisen sind oder aber gerade ausbrechen. Ja, woraus denn ausbrechen? Ist Ausbrechen nicht eine Illusion? Mein Ziel der Reise war und ist es nicht, hardcore mit 37392 Dogmen durch die Welt…

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