Da standen wir also.
Angekommen in Lamezia Terme, den Blick aufs Wasser gerichtet, voller Freude und Spannung, endlich wieder hier zu sein. Bereits sechs Wochen zuvor waren wir an diesem wunderbaren Ort und nachdem ich seit Wochen eine warme Badewanne vermisst hatte und Mio endlich mal wieder schwimmen gehen wollte, entschieden wir uns ganz spontan, die Terme von Caronte aufzusuchen.
Karl-Heinz hatte seinen Dienst erledigt und uns ohne Mucken bis hierher gebracht. Wir schmissen uns in die Badeklamotten und wollten gerade zum Becken gehen, als Peter einen Blick aufs Auto warf und sah, dass der hintere Reifen platt war. Das war bestimmt Annemarie, dachte ich mir. Die war sauer, dass wir sie nicht mehr ins Womo gelassen haben. Im nächsten Moment dachte ich mir, naja, geht ja noch. Wir haben schon schlimmere Überraschungen erlebt. Peter entschied sich, seine Aufmerksamkeit vorerst dem Rad zu widmen, während die Kinder und ich in die Terme springen wollten, aber zuerst ein bisschen zuschauen.
Reserverad und Werkzeug ausgepackt und gelassenen Mutes an die Arbeit gemacht, bemerkte er schnell, dass wir etwas vergessen hatten. Dass ein Wagenheber zum Standardequipment einer Wohnmobilreise gehört, fiel uns jetzt wieder ein. Und das die Normalen kein tonnenschweres Wohnmobil hochhieven können, ebenfalls. Mist! Im nächsten Augenblick fiel uns ein Wohnmobil in der Nähe auf, fast das gleiche Model wie unserer. Peter zögerte nicht lange und fragte den Italiener, ob er zufällig einen Wagenheber dabei habe!? Ja, klar!
Ich persönlich glaube ja nicht an Zufälle und in diesem Moment wusste ich mal wieder, dass unser Reifen genau im richtigen Moment kaputt gegangen war. Der Wagenheber entpuppte sich als benutzerunfreundlich und so gab uns der Italiener auch noch zwei dicke Bretter zum darunterlegen, damit Karl-Heinz auch ordentlich nach oben gepumpt werden konnte. Die Kinder fanden das super und freuten sich über das schiefe Auto. Der Reifen wurde nun mit einiger Kraft, man könnte es auch Gewalt nennen, ausgebaut und das Reserverad in Angriff genommen. Dass es sich lohnt, beim Reifen aufpumpen an der Tankstelle auch das fünfte Rad mit Luft zu füllen, stellten wir nun fest. Peter machte das Rad dennoch fest, aber wir merkten sofort, dass wir mit dem platten Teil nirgendwo hätten hinfahren können.
Neben uns parkte ein rotes großes Auto mit einem deutschen Kennzeichen. Allerdings waren wir leicht verwundert, als aus diesem nur italienisch sprechende Menschen ausstiegen. Acht Männer kamen sofort zu uns ans Auto und zu unserem Glück sprach einer von ihnen gebrochenes deutsch. Als Peter ihm das Problem des Rads erklärte, bot er augenblicklich an, mit ihm und dem Reifen zur nächsten Tankstelle zu fahren, um ihn dort aufzupumpen. Ich konnte es einfach nicht glauben. In mir machte sich tiefe Dankbarkeit breit und ich fühlte mich fast schon ein wenig vom Himmel belohnt, dass ich diese Reise mit meiner Familie begonnen hatte. So viele gute Menschen um uns herum und immer war Hilfe da, egal, wie verloren wir uns fühlten.
Die Männer kamen nach ca. zehn Minuten mit einem dicken, aufgepumpten Reifen zurück und als Krönung der Situation, war einer der Männer KFZ Mechaniker und half Peter, den Reifen ordentlich einzusetzen. Ich unterhielt mich währenddessen mit dem deutsch sprechenden Mann und erfuhr, dass er katholischer Priester ist und die Kirche in dem Ort hier, eine Vernetzung mit deutschen Kirchen hat, welche auch das Nummernschild erklärt. Wir verabschiedeten uns mit viel Dank bei der Gruppe, gaben dem Womobesitzer seinen Wagenheber dankend zurück und sprangen dann glücklich und mit einem Funkeln in den Augen ins warme Becken der Terme!