Jahrelang bestand mein Leben aus Musik.
Jeden Tag, nachdem ich aus der Schule kam, knallte ich meine Zimmertüre zu, schloss ab, drehte die Musik laut auf und begann, mich ganz nach meinem Gefühl zu bewegen. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, wie es sich anfühlte und selbst mit kleinstem Platz kam ich gut zurecht.
Da mir das Gerenne in die Schule oft gehörig auf den Senkel ging, war die Musik mein Ausgleich. Dankenswerterweiser interessierte sich meine Mutter ebenso wenig für Hausaufgaben wie ich und ließ mich machen. Niemals pochte sie auf das Erledigen der nervigen Pflicht oder klopfte an meine Zimmertüre, um zu fragen, ob ich denn schon für dieses oder jenes Fach gelernt hätte. Diese Lässigkeit stellte sich für mich als wahres Glück heraus, denn so war ich frei, zu lernen, wann es für mich dran war. Dass ich dennoch eine der gewissenhaftesten Schülerinnen war, mag verwundern, war aber Tatsache.
Schon damals fiel ich meinen Mitschülern und Freunden durch den eigenartigen Musikstil auf. Ich muss heute noch lachen, wenn ich mich daran erinnere, dass ich damals eine ganze Kassette mit nur einem Lied bespielte, nämlich dem von Usher „yeah“. Der Song gefiel mir eben und ich hörte ihn glücklich hoch und runter. Noch Jahre nachdem ich die Kassette durch andere Lieder getauscht hatte, machten Freunde Witze über meine Eigenheit. Ich jedoch war höchst zufrieden. Es war meistens so, dass ich nur wenige Lieder hörte und diese so lange, bis sie mir förmlich zu den Ohren raus hingen. Oftmals konnte ich mit dem ganzen Reggaekram der Klassenkameraden nichts anfangen, zog ich es doch vor, mir ordentliche Charthits rein zu ziehen. Am liebsten so laut wie nur möglich. Dass ich mit dem Klang und Rhythmus der Musik alles um mich herum vergaß, war und ist ein großer Schatz meines Daseins. Musik fesselt mich und weckt Emotionen in mir. Sofort will sich mein Körper bewegen und auch auf Feiern war ich jedes Mal unter denjenigen, die als Erste zu tanzen begannen. Ob nach Improvisationsart mit Freunden zusammen oder in der Menge für mich allein, ein Leben ohne Töne ist unvorstellbar.
In den Schwangerschaften tanzte ich weiter. Meinen dicker werdenden Bauch vor mir her schiebend, genoss ich die ausgesuchten Klänge, um mir und auch dem Kind näher zu kommen. Heute bewege ich mich im Wohnmobil auf kleinstem Raum oder ich höre Musik beim Arbeiten, Kochen und Putzen. Ich liebe es, meinen Körper auf diese Art und Weise zu spüren und meine Kinder tanzen mittlerweile mit mir zusammen.
Damals besuchte ich Tanzkurse mit meinem Freund und wir trieben das ganze so weit, dass wir in großen Hallen, in wunderschönen Kleidern, vortanzten. Auch habe ich vor, meinen lieben Mann irgendwann mal damit anzustecken, denn dieser zieht es vor, sich offensichtlich mit uns zu freuen, ohne dabei mit der Wimper zu zucken. Das Lied von Parov Stelar half mir in der langwierigen Zeit des Umbruchs in unser verändertes Leben, gute Laune zu behalten und regt in mir die sonnigsten Gedanken an.