Die Farben des Videos sind auf retro gemacht. Junge Männer und Frauen lachen in die Kamera, während die sanfte Meeresbrise ihnen die Haare in alle Richtungen pustet.
Der rot gepunktete Rock dreht sich wundervoll im Wind während sich die blondhaarige Dame glücklich mit weit ausgebreiteten Armen und geschlossenen Augen barfuß durch den angenehm warmen Sand dreht.
Und obwohl ich keine dieser Personen an diesem sonnigen Tag im Musikvideo bin, spüre ich diese Gefühle von Leichtigkeit, Unbeschwertheit, Frieden und Freude im Herzen!
Der Bass regt mich zum lächeln an und die überaus wohlklingende Stimme des Sängers lässt meinen Körper sich hin und her wiegen. Ich bin voll im Jetzt, genieße den Moment mit fremden Menschen aus einem Musikvideo auf YouTube. Lächerlich oder?
Meine Augen schließen sich und plötzlich sehe ich es vor mir: Die Frau und ich wechseln unsere Rollen!
Ohne es zu merken hüpft sie aus dem Bildschirm und klatscht mich ab. Und ehe ich mich versehe, dreht sich mein ganzer Körper durch den feinen Sand.
Meine Zehenspitzen graben sich in die angenehme Wärme und genießen die Streicheleinheit der Natur.
Mein Rock schwingt, während ich das pure Glück in mir empfinde und der Sänger ohne Pause meinen Lieblingssong weiterspielt.
O man, ist das Leben GEIL! Hammer! Mega! Easy peasy! Genial! Soooooooo luftig leicht. Yeah!
Ich kann nicht anders als mich schneller und schneller zu drehen, meine Umwelt für keinen Moment wahrzunehmen, weil meine Seele mit meinem Körper eine liebevolle Einheit zu bilden beginnt. Ich lache. Laut. Aus voller Brust. In tiefer Dankbarkeit.
Tränen rinnen über meine Wangen, während die Sonne mir sogleich beim Trocknen dieser hilft. Tränen der Dankbarkeit, schön dass ihr da seid!
Und dann passiert es: Im Moment einer rekordverdächtigen Drehung stürze ich. Und ehe ich meine Augen öffnen kann, knallt mein ganzer Körper auf den ungefedert harten Sand.
Was eben noch weich und angenehm war, fühlt sich jetzt steinhart und einfach scheiße an.
Hey, brülle ich.
Ja zu wem denn eigentlich?
Miss Universe, was soll´n das hä? Was soll dieser Scheiß? Gerade war es so schön und schon grätschst du mir rein und lässt mein Glück fallen wie eine heiße Kartoffel. Scheiße finde ich das! Richtig scheiße, Miss Universe!
Ich umarme meine Unterschenkel, während ich auf dem Hintern sitzend meine Beide anziehe. Tränen fließen. Tränen der Enttäuschung, des Frustes, der Trauer über die Vergänglichkeit.
Verschwommen schauen meine glasigen Pupillen ins Meer. Das Rauschen der Wellen ist kaum zu überhören. Der Wind pustet mein Haar weiterhin in alle Richtungen und ich begreife langsam aber sicher, dass alles seine Richtigkeit hat, auch wenn ich nach wie vor dagegen kämpfen möchte.
Was sich eben noch wie ein harter Fall angefühlt hat, eröffnet mir jetzt einen Perspektivwechsel.
Meine schlagartige Bewertung des Geschehenen trübte meinen (neuen) Blick auf die Situation.
Statt Veränderung zuzulassen, war ich sofort im Ärger.
Was wäre in meinem Körper passiert, hätte ich mich dem innerlichen Fall hingegeben?
Ich wäre hart gefallen. Wahrscheinlich hätte ich, weil ich nun mal Katharina Nawka bin, kurz und heftig darüber geflucht. Ok soweit.
Im Anschluss hätte ich mir die Zeit genommen meinem Körper Ruhe zu gönnen, mich hingesetzt und die Wellen des Ozeans beobachtet.
Mir wäre seine unfassbare Schönheit aufgefallen. Seine Kraft. Seine unendliche Weite.
Meine Augen wären glasig geworden aus Faszination und Respekt vor Mutter Natur.
Auch der Bass der Musik und die Töne des Sängers hätten als Vibration nachgewirkt.
Im besten Fall wäre ein unmerkliches Lächeln über meine Lippen gestriffen.
Und dann?
Dann wäre ich aufgestanden und meinem Impuls Richtung Wasser gefolgt.
Ich hätte mich hingekniet, meine Handflächen zu einer Schale geformt und das kalte Wasser durch sie fließen lassen.
Und mein Perspektivenwechsel wäre verbunden gewesen mit Annahme und Akzeptanz. Die Wunder des Lebens wären enthüllt und klar vor mir gewesen.
Doch wieso konnte mir das nicht gelingen?
Weil es einen Automatismus in mir gibt, der mit Gegenwehr reagiert und vor langer Zeit durch Konditionierung bei mir einzog. Er nennt sich: Misstrauen!
Das Misstrauen ins Leben ist ein grundsätzliches Problem vieler Menschen und meine kleine Metapher nur ein Sinnbild für Kontrollangst.
Wie ist das bei dir? Kannst du das Leben fließen lassen oder versuchst du, dein Glück detailgenau in die Hand zu nehmen?
Mir jedenfalls ist es ein Anliegen, das Vertrauen in die Prozesse meines Lebens immer weiter, immer stärker und themenübergreifend zu etablieren.
Und während ich das versuche, kenne ich meine gelösten Themen (Hausgeburt z.b.) und meine Herausforderungen für den weiteren Weg.
Also dann, auf geht’s, lass uns gemeinsam in den flow hüpfen, springen, laufen, tanzen, jagen, lachen, singen, trommeln, ….