Wildcampen als Familie

Einen Monat lang sind wir unterwegs und hier erfährst du, wie es uns damit geht!

Hallo in die große Runde, heute habe ich mal wieder Lust eine Zusammenfassung zu schreiben. Nicht nur für euch, sondern auch für mich zum rück besinnen.

und Peter wie immer seinen Gang ums Carre´ machte. Dabei fand er auch heraus, dass wir gar nicht auf dem angegeben Platz standen sondern irgendwo auf einem Dorfplatz. Wir fuhren zu den anderen Wohnmobilen rüber und fielen völlig erledigt ins Bettchen. Eine Woche lang standen wir dort. Direkt am Meer (ca. 100m), auf einem großen Platz zum Lauf-Rad fahren, mit einem Abwassergulli und kostenfreiem Trinkwasser und mit netten deutschen Nachbarn.

Unsere Nachbarn hießen Sigrid und Jan und sind 60 und 80 Jahre alt (ich sags ja immer: Man ist nie zu alt für Veränderungen!). Die beiden reisen seit 20 Jahren gemeinsam durch Europa, bis zu 9 Monate im Jahr. Die Kinder fanden gleich Gefallen an ihnen und auch wir Erwachsenen kamen sofort ins Gespräch. Jan verteilte großzügig Überraschungseier während Sigrid ihm immer wieder klar zu machen versuchte, dass das ungesund sei. Sie gab uns währenddessen super Campingtipps, die wir folglich auf ein Blatt Papier schrieben damit wir immer darauf schauen können. In dieser Woche sparten wir mal nicht so sehr an Wasser und füllten ca. alle anderthalb Tage unseren 97 Liter Tank auf. Es wurde langsam zu kalt. Mit nur 13 Grad und wenig Sonne ließ es sich draußen nicht mehr so gut entspannen. Wir entschieden uns, nach Borgo Grappa zu fahren. Sigrid hatte uns diesen Tipp gegeben. Zwischen Lagunen und dem Meer zu stehen, sollte wunderschön sein. Als wir ankamen, war leider die Straße gesperrt und wir suchten uns einen anderen Platz.

Ein Volltreffer!

Direkt am Strand, direkt am Meer. Morgens wachten wir mit Blick auf die Wellen auf und genossen unsere Mahlzeiten, in der durch das Womo-Fenster strahlenden Sonne. Die Kinder konnten vor die Türe gehen und ihre Welten im Sand bauen, planschen oder einfach halbnackt (die Italiener sind ziemlich prüde was das angeht) herum springen.

Nach zwei Tagen ging uns das Wasser aus und wir machten uns auf den Weg welches zu suchen. Da wir uns mitten im italienischen Winter befanden, waren alle gefundenen Wasserhähne abgestellt. Wenigstens fanden wir zwischendurch einen Spielplatz, sodass wir dort einige Zeit verweilten. Die Internetrecherche ergab, dass es neben einem Museum (Piana delle Orme) ganzjährig einen Wasserhahn gäbe. Wir fuhren hin. Und mussten feststellen, dass auch hier kein Tropfen Wasser herauskam. Gott (oder wem auch immer) sei Dank, dass uns ein freundlicher Mitarbeiter einen Hahn zeigte, der Trinkwasser hatte. Das Problem war nur, unser 10 Meter Schlauch reichte nicht bis zum Anschluss. Also gut: Jetzt ist Teamarbeit angesagt. Vier Personen die helfen können, ein Baby welches hoffentlich geduldig bleibt, 6x 1,5 Liter Flaschen= Einer am Wasserhahn, einer am Auto, zwei auf dem Weg, das Baby irgendwo dazwischen und los geht’s. Das hat geklappt. Nach ca. einer halben Stunde hatte unser Tank wieder 100% und wir konnten uns einen Platz zum Schlafen suchen. Wir blieben zwei Nächte am Museum. Einen Tag nutzen wir dazu uns das Museum anzuschauen und dann fuhren wir weiter.

Ein Großeinkauf war mal wieder dran und wir steuerten Richtung Coop in Neapel. Dort angekommen wollten wir eigentlich nur kurz einkaufen und dann weiterfahren. Naja, und dann standen wir an der Kasse mit einem pickepackevollen Einkaufswagen und wollten bezahlen. Der freundliche (er war wirklich freundlich und konnte sogar englisch) Kassierer verlangte einen Ausweis bei Kreditkartenzahlung. Leider lag dieser im Wohnmobil. Also ist Peter los gehechtet um ihn zu holen und ich hab solange mit den Kindern an der Kasse gewartet. Nach einer gefühlten Ewigkeit traf dann auch der Ausweis ein und wir konnten bezahlen. Das ganze Prozedere hatte so viel Zeit in Anspruch genommen, dass es mittlerer weile draußen dunkel war und wir alle Hunger hatten. Also erst mal aufm Parkplatz kochen und fein essen. Ist schon ein lustiges Gefühl wenn alle mit ihren Einkaufswägen vorbei fahren und zu einem reinschauen.

Kann man Wildcampen als Familie?

Salerno hieß der Ort unserer Wahl. Und da unser Navi inzwischen den Geist aufgegeben hatte und das Navi vom Smartphone zu blöd ist um links und rechts voneinander zu unterscheiden, sind wir irgendwo gelandet, jedoch nicht in Salerno. Und auch der Weg dahin war gefüllt mit Überraschungen. Dem Navi folgend, fuhren wir in eine kleine Straße ein. Eine Schotterpiste würde ich sie nennen. Viele niedrige Bäume von oben und grade mal so breit, dass unser Womo und ein Smart nebeneinander passen würden, gings voran. Solange, bis die Piste eine erhebliche Unebenheit aufwies über die wir nicht fahren konnten weil unser Karl-Heinz sonst in der Mitte aufgesetzt hätte. Ok! Also rückwärts wieder raus.

Und dann stelle man sich folgende Situation vor: Ein langes, hohes Wohnmobil trifft auf einer Ministraße vorne und hinten auf zwei weitere Autos. Die Straße ist komplett unbeleuchtet, es ist stockdunkel, die Rückfahrkamera ist eh schon hinüber, die Kinder plerren, dass sie müde sind und der Italiener vor einem beginnt ein Hupkonzert. Dann kann man nur Folgendes tun: Man steigt aus, fängt innerlich an zu meditieren und sagt sich monoton, dass es vorbei geht. Dann beginnt man den Fahrer aus der Situation zu weisen indem man dem Auto dahinter klar macht, dass es rückwärts fahren soll und den Fahrer cm für cm nach hinten weist. Innerlich sagt man Danke wenn man eine ungeahnte Einmündung entdeckt, in die man den Fahrer einweisen kann und flucht, wenn dieser das Kommando zu spät versteht, sodass er nicht mehr um die Kurve kommt um rückwärts in die Einmündung zu fahren. Dann geht man zum hupenden Italiener, macht sich groß und strahlt Klarheit aus, dass auch dieser ein Stück zurück fahren muss, damit der Fahrer des Autos nochmal vor fahren kann um dann rechtzeitig einschlagen zu können. Am Ende ist man froh wenn das dicke Auto endlich in der Einmündung steht und alle anderen Autos vorbei gefahren sind. Genau das haben wir getan und uns nachher auf die Schulter geklopft, weil wir wieder mal ein unglaublich gutes Team waren!

Wir standen dann irgendwann auf einer Kreuzung und waren bereits viele Kilometer von unserem eigentlichen Ziel entfernt, als uns ein Schild anlächelte, auf dem irgendwas mit Costa stand. Also, dann fahren wir jetzt einfach dahin. Costa klingt ja schließlich wie Küste. Auf gings. Den Berg hoch. Und hoch. Und immer höher…. Peter, ich kann das Meer sehen. Da unten!

Sagt nochmal jemand, dass ein 3,1 Tonnen schweres Wohnmobil mit 62PS keinen Berg hochkommt. Wir haben derweil das Gegenteil bewiesen. Knackige 18% Steigung hat uns der Alte hervorragend hochgebracht. Oben angekommen stellten wir uns dann einfach in eine Parkbucht und schliefen dort eine Nacht. Am nächsten Morgen hatten wir eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt und einen wunderschönen Sonnenaufgang. Da es dort natürlich unmöglich war, die Kinder zum Spielen raus zu lassen, mussten wir uns bergab begeben. Wir landeten in Paestum.

Was für ein wunderschöner Strand auf uns gewartet hatte. Wir standen direkt im Sand und es war fast keine Menschenseele an diesem Ort. Das Campingdorf hatte geschlossen und der Platz lag weit entfernt von jeglicher Hauptstraße. Auch sah man keine Mobilfunkmasten, was mich sehr freute. Internet etc. hatten wir trotzdem…

Dort standen wir vier Tage. Im nächstgrößeren Ort füllten wir Wasser auf und im Waschsalon wuschen wir „nur“ 24kg Wäsche. Wir haben uns also schon verbessert. Es tat mir fast ein wenig leid, diesen Platz zu verlassen. Da wir aber nach einigen Tagen unsere erste Arbeitsstelle antraten, war es nur sinnvoll einige Kilometer weiter zu fahren. Wir standen dann in Policastro Bussentino, wieder direkt am Meer. Leider war dort nur Kieselsteinstrand und die Kinder haben schon Beschwerde eingereicht, dass sie Sand zum Bauen brauchen.

Der Platz allerdings hatte den Vorzug, dass Jarek und Anton hier Lauf-Rad fahren konnten. Wir wussten nicht wie lange wir dort bleiben würden, spürten aber nochmal deutlich die Freiheit, hinzufahren wo es schön ist. Wir waren ja schließlich frei. Wir konnten hinfahren wo wir wollten und doch zieht es uns immer wieder ans Meer. Die Weite ist so wohltuend, die Kinder können spielen, wir kochen mit dem Blick auf die Wellen und dem Rauschen des Wassers, die Gedanken werden geklärt und die Sonne wärmt die Seele. Es ist einfach wunderbar zusammen zu sein. Auch hat sich bereits ein Alltag eingestellt und die gleichen Herausforderungen wie woanders kommen auch hier im Wohnmobil auf uns zu. Die Jungs streiten weiterhin, Johanna zerrt alles vom Tisch, der dreckige Sandboden macht mich wahnsinnig und die sandigen Betten erst recht. Von außen könnte es so aussehen, als wäre alles viel zu eng, als hockten wir aufeinander ohne Pausen und als würden wir uns als Individuen verlieren.

In Wirklichkeit empfinden wir das Wohnmobil als perfekt. Wir lieben es, unsere kleine Wohnung herum zu fahren und uns immer wieder einen neuen Garten auszusuchen. Wir haben alles dabei, was wirklich wichtig ist zum leben. Es gibt Vorhänge die jeder zuziehen kann der Ruhe braucht, ein Bett welches zum Spielort umfunktioniert wurde und eine Solaranlage, die uns unabhängigen Strom bringt. Unsere Kinder haben eine gesündere Gesichtsfarbe, leben auf, rennen den ganzen Tag draußen herum und sitzen fast immer am späten Nachmittag am Tisch und malen oder spielen. Peter hat die Arbeit an seiner Webseite wieder aufgenommen und ich fange wieder an zu schreiben. Zu fünft zu sein tut gut. Wir genießen den Abstand zum Gewohnten/Alten und können uns neu sortieren. Das wird sicherlich noch eine Weile so sein und sich dann wieder ändern. Irgendwann wird das Bedürfnis nach Familie und Freunden wieder kommen und dann fahren wir einfach zurück nach Deutschland oder telefonieren oder skypen oder oder…..

Achso, Karl-Heinz schlägt sich gut. Peter hat das Leck gefunden und auch den kaputten Ventilator und den Kühlschrank reparieren können.

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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Jetzt weiß ich doch gar nicht wie ich auf eure Seite gekommen bin. Jedenfalls sollte ich arbeiten, doch nach dem ersten Artikel musste ich einfach immer weiter lesen. Ist wirklich spannend und sehr lebendig geschrieben. Es ist einfach ansteckend.
    Wünsche euch weiterhin viel Spaß mit Karl Heinz und euren Kindern. Darf jetzt wieder Arbeiten oder so….

    Antworten
    • lilaranunkel
      2. März 2017 17:23

      Lieber Reinhard,
      ich freue mich total über dein Feedback und sende dir liebe Grüße. Schön, dass du unsere Seite gefunden hast, wo auch immer. Katharina

      Antworten

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