Was für eine wunderschöne Erde auf der wir leben dürfen, denke ich, als ich die Allee der saftig grünen Bäume betrachte.
Die langgezogene Landstraße ist so gut wie leer und mein Vordermann in seinem weißen SUV, scheint seinen Tempomat auf 100 km/h eingestellt zu haben. Dafür bin ich ihm sehr dankbar, denn das gleichbleibende Tempo entspannt mich.
Im Radio spielen sie die 80-er songs und bei dem ein oder anderen Lied muss ich schmunzeln, die Augen verdrehen oder an jemand bestimmtes denken.
Hier und da kann ich mitsingen und ich scheue mich nicht davor, trotz dreier Kinder im Auto, authentisch falsch und schrill die Töne aus meinem Mund purzeln zu lassen.
Es sind die kleinen Momente des Glücks, die uns zutiefst befriedigen!
Das Auto ist mittlerer weile geparkt und ich bin mit den Kindern auf dem Weg Richtung Eisdiele. Die Sonne mache mich einfach nur tierisch glücklich an diesem Sonntag Nachmittag.
Endlich konnte ich meine kurze Hose aus der „Sommerkiste“ holen und sie mit meinem Lieblingstop kombinieren.
Man mag es kaum glauben, aber ich freue mich wie ein Lebkuchenpferd, als ich nach langer Zeit mein wunderschönes Tattoo wieder zeigen kann. Meinen rechten Oberarm ziert ein ganz besonders wertvolles Wort für mich. freedom.
Vor einigen Jahren habe ich es im nächtlichen Traum in diesem Schriftzug, an genau dieser Stelle vor mir gesehen und prompt für den nächsten Tag einen Termin beim Tattoowierer bekommen.
Ich liebe es und ich liebe seine ganz persönliche Bedeutung!
Puh, die Schlange vor der weltbesten Eisdiele könnte länger kaum sein. Ich freue mich so sehr für die netten italienischen Ladenbesitzer und hoffe, dass diese Saison ein voller Erfolg für sie und viele andere Menschen wird, die ihre Läden geschlossen halten mussten.
Nach 10 Minuten in der prallen Sonne und drei ziemlich geduldigen Kindern (die nur ein einziges Ziel vor Augen haben: Den größten Eisbecher des Ladens), geht es kaum voran.
Die Warteschlange wird immer länger und die wenigen Plätze an den Tischen der Außenanlage sind dauerhaft besetzt.
Mir ist es nun fast schon etwas zu heiß. Heute Abend werde ich sicher wieder meine natürliche „Bemalung“ im Spiegel entdecken: Sonnenbrand um die Augen herum, geziert von feinen hellen Streifen, die durch meine Lachfalten entstehen. Ich mag dieses Muster sehr!
20 Minuten sind bereits vergangen und meine drei Mäuse scheinen bei dem Gedanken an ihre Belohnung für´s Warten die Zeit vergessen zu haben.
Johanna kühlt ihr zartes Gesicht zwischendurch am nahe gelegenen Brunnen und mit meinen Söhnen führe ich Gespräche über Gott und die Welt.
Doch dann höre ich es direkt hinter mir. So richtig typisch deutsch. So gerade raus und ohne große Worte. So erschreckend grimmig:
Boa, jetzt reicht´s aber langsam! Wie lahm wollen die denn noch arbeiten? Meine Güte!
Mmh, bringt ihr Mann als Antwort heraus.
Ihre Körperhaltung spricht Bände: Verschränkte Arme, die Beine über Kreuz. Den Mund konnte ich aufgrund der bis zu den Augen hochgezogenen Maske leider nicht erkennen.
Versteht mich nicht falsch: Warten nervt. Es ist anstrengend und bietet uns Menschen oft auf den ersten Blick keinen Mehrwert. Warten fordert unser Zeitmanagment heraus, es stört den Fluss des Lebens. Wir mögen es einfach nicht!
Stehend, auf der immer gleichen Stelle zu Warten nervt noch mehr. Wenn man dann noch mit körperlichen Wehwehchen zu kämpfen hat oder schlecht auf den Beinen ist, dann kann das Warten richtig doof sein.
Ich verstehe das alles. Und ich nehme mich gar nicht aus all diesen Gedankengängen raus.
Aber was ich nicht verstehe, ist diese Art der Respektlosigkeit gegenüber, in diesem Fall, dem Personal der Eisdiele.
Sie haben augenscheinlich alle Hände voll zutun gehabt, laufen sich die Hacken wund, um ihren Gästen den leisesten Wunsch zu erfüllen, haben immer einen gut gelaunten Spruch auf Lager und arbeiten emsig ohne auch nur einen Gedanken an eine Pause zu verschwenden.
Und da schaue ich wieder auf mein Tattoo und lese das Wort: FREEDOM
Wo beginnt die Freiheit und wo hört sie auf? Meine Familie pflegte zu sagen: Die Freiheit endet dort, wo sie einen anderen Menschen gefährdet.
Ok, das Beispiel aus der Eisdiele ist im kleineren Kontext gesehen und doch so wichtig. Denn was im Kleinen wirkt, entfaltet sich nicht zu selten auch im Großen.
All die Gedanken die wir haben sind in erster Linie leise und nur für uns selbst bestimmt. Und es liegt in unserem Ermessen, ob, wann, mit wem und wie wir sie teilen.
Und manchmal, wenn wir andere Menschen mit unserer vermeintlichen Freiheit verletzen könnten gilt eventuell nur eins: Einfach mal die Klappe halten!
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Einfach mal die Klappe halten 😉Das denke ich bei manchen Zeitgenossen auch.
Sehr gut geschrieben. Du kannst stolz auf dein Talent sein 👍
🙏 Dankeschön, das ist immer wieder schön zu lesen!